Inklusion

Kinder mit Förderbedarf

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Einzelarbeitsplatz

Wir alle haben Kinder mit individuellen Förderbedarfen in unseren Kindertagesstätten. Dabei ist die Spanne von Sozial-Emotionalen Problematiken bis hin zur schwerst-mehrfach Behinderung sehr breit gestreut. Auch hier gilt: "Jedes Kind ist in seiner Diversität indivuell zu fördern!" Wie oft habe ich gehört: " Kinder mit Trisomie 21 nehmen wir gerne auf, die sind pflegeleicht und freundlich, aber bei schwerst-mehrfach behinderten sind wir überfordert. Dafür haben wir kein Personal. Diese Aussage ist so schwammig wie unwahr. Ich habe sehr viele Ausprägungen von Trisomie 21 kennengelernt und glauben sie mir, es gab viele schwerst-mehrfach behinderte Kinder, die pflegeleichter und freundlicher waren. Auch dies soll wieder mal als Beispiel für die Verallgemeinerungen betrachtet werden, denn die darf es in der Pädagogik nicht geben. Wir arbeiten mit Individuen, die alle andere Bedürfnisse haben und somit immer im Einzelfall betrachten werden müssen. Ich möchte ihnen kurz die momentan gültige Definition von Behinderung geben:

Sozialgesetzbuch 9. Buch

§ 2 Absatz 1 SGB IX
„Menschen mit Behinderungen sind Menschen, die körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate hindern können. Eine Beeinträchtigung nach Satz 1 liegt vor, wenn der Körper- und Gesundheitszustand von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweicht. Menschen sind von Behinderung bedroht, wenn eine Beeinträchtigung nach Satz 1 zu erwarten ist.

Diese Definition hat sich verändert und wurde gemeinsam mit behinderten Menschen definiert. Aus dieser Definition geht hervor, dass im Vordergrund die Teilhabe steht. Die Behinderung entsteht aus den einstellungs- und umweltbedingten Barrieren. Das dürfen sie sich jetzt nochmal auf der Zunge zergehen lassen. Daraus resultieren in der Praxis erheblich Unterschiede zum vorherrschenden Bild. Inklusive Pädagogik bedeutet das Ausräumen jeglicher Barrieren, also das Anpassen des Systems an den Menschen und nicht das Anpassen des Menschen ans System. Das ist ein kleiner morphologischer, aber sehr GRAVIERENDER Unterschied. Letzlich ist es nicht mehr und nicht weniger! Welche Menschen haben wir in unseren Einrichtungen (auch Mitarbeiter) und wie können wir die Barrieren weitestgehend abbauen oder so gestalten, dass Teilhabe möglich ist?

Auch hier habe ich so viele positive wie negative Beispiele in der Praxis erlebt: Beides möchte ich kurz vorstellen:

Negatives Beispiel: Beim Laternelaufen ist in diesem Jahr ein Großvater im Rollstuhl anwesend. Niemand wusste, dass er dabei sein würde, aber nun war es offensichtlich. Dennoch wurde der Weg gewählt, der seit Jahren gegangen wird. Natürlich mit Streppen hinunter zum Strand und am Strand entlang, weil es dort sooo schön ist. Bei den Treppen zum Strand musste der Großvater zwangsläufig warten, denn auch der Strand war für ihn unbezwingbar. Nach einer dreiviertel Stunde gesellte sich der Laterneumzug zurück zur Treppe, so dass der Großvater am Rückweg wieder teilnehmen konnte. In der Evaluation dieses Weges gab es heftige Diskussionen. Welchen Weg würden sie nächstes Jahr einschlagen. Es gab mehrere Personen, die der Meinung waren, nichts an diesem Ritual zu ändern, zumal es sich ja "nur" um eine Person handelt. Dafür müssten doch nicht alle auf diese schöne Strecke verzichten. Zwei Fragen möchte ich ihnen zu diesem Beispiel stellen.Wo Standpunkt hätten sie in dieser Debatte gehabt? Und wie hätten sie sich gefühlt, wenn sie an der Stelle des Großvaters gewesen wären?

Ich rate in solchen Fällen häufig zu einem Perspektivwechsel, das bewirkt oft Wunder. Jeder hat schon Situation erlebt, in denen er sich unwohl und nicht zugehörig gefühlt hat. Oft wäre es einfach gewesen, die Situation zur Zufriedenheit aller zu bereinigen, oder wie sehen sie das?

Positives Beispiel: Eine Kindertagesstätte macht ihren alljährlichen Sommerausflug auf dem Ausflugsdampfer der Kieler Förde. In diesem Jahr ist Melina dabei, auch sie sitzt im Rollstuhl. Melina kann unkompliziert am Ausflug teilnehmen, auch wenn das Erklimmen des Dampfers nicht ganz unproblemtisch verläuft, ist es am Ende geschafft. Sie ist auf dem Schiff. Jetzt kommt`s: ALLE Kinder gehen auf Deck (Treppe hoch nach oben) um die schöne Aussicht oberhalb des Schiffes zu genießen. Melina kommt nicht hoch und ist auch so schwer, dass sie niemand tragen kann. Sie weint bitterlich und fühlt sich allein, auch wenn natürlich ihre Bezugserzieherin bei ihr ist. Einige ihrer Freundinnen nehmen das wahr und begeben sich ebenfalls zu Melina, auch wenn sie gern oben wären. Sie sind sehr mitfühlsam! Die Evaluation im Team und in der Kinderkonferenz ergibt, dass es ziemlich ungerecht war, dass Melina nicht mit nach oben aufs Deck konnte. Die Kinder entscheiden sich für den nächsten Ausflug gegen das Schiff und für den Tierpark, damit es alle gleich schön haben!

Ich habe hier 2 klassische Beispiele für Barrierefreiheit gewählt. Dies sind meistens die offensichtlichsten und lassen sich oft problemlos lösen. Ein Beispiel aus einem sehr viel differenziertem Bereich möchte ich ihnen hier noch mit auf den Weg geben:

Extrawürste gibt es nicht! Wieso das? Werden sie jetzt sagen. Auf der ersten Seite sagt er, man müsse den Kindern die berühmten "Extrawürste" einräumen und jetzt nicht mehr? Was denn nun? Eine Kita hat sich auf den Weg gemacht, die besagten Extrawürste mit den Kindern zu klären, weil es immer Diskussionen gab. Ausgangspunkt war das Essen bei Tisch. Timo durfte immer aufstehen, während die anderen sitzenbleiben mussten oder zumindest immer darauf hingewiesen wurden. Timo wurde nicht einmal darauf aufmerksam gemacht. Das störte die Kinder! Nachvollziehbar, wenn sie mich fragen. Aber auch wieder von beiden Seiten. Aus pädagogischer Sicht und aus Kindersicht. Wie ist das ganze denn nun aufgeklärt worden? Abgekürzt von mir: Es wurde mit den Kindern erarbeitet, wie alt sie sind, was sie können und was noch nicht so gut. Wo gefahren lauern und wo Erzieher bestimmen und wo Kinder mitbestimmen können. Den allermeisten Kindern wurde relativ schnell deutlich, dass Timo nicht lange still sitzen kann, dass er tatsächlich das Essen stört, wenn er sitzen bleiben muss und lieber aufstehen darf. Die Kinder haben erkannt, dass es eine Qualität ist, lange sitzen zu können und im Gegenzug wahrgenommen, dass sie Dinge machen dürfen, die Timo nicht darf z.B. alleine Rausgehen, weil sie sich an Regeln halten und die Erwachsenen sich auf sie verlassen können.

Somit wurde den Kindern klar, jeder bekommt seine Extrawurst oder Extrawürste gibt es garnicht, weil die Erzieherin uns alle gut im Blick hat!

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